Burgruine
Um es gleich vorweg zu nehmen, Reichenbach hatte nie die Chance, eine größere Stadt zu werden. Trotzdem war die Siedlung, die vermutlich im Rahmen der intensiven Siedlungs- und Rodungstätigkeit unter fränkisch-adliger Führung ab dem 8. Jahrhundert entstanden war, im Früh- und Hochmittelalter sehr bedeutend. Die vermutlich 1050 erbaute Burg und die Höhensiedlung Reichenbach lagen beherrschend und strategisch günstig an einem ganzen Bündel, sich kreuzender regionaler und überregionaler Handelswege.
Vorgeschichte und Bau
Auf dem Schlossberg unterhielten bereits die Römer ein Kastell. Die Chatten legten dann im 5. Jahrhundert eine Wallburg gegen die Hermunduren an. Das 2 km südöstlich der Burg liegende Dorf „Richenbach“ selbst ist 1089 erstmals urkundlich erwähnt worden.
Um 750 bis 1219 war der befestigte Berg wahrscheinlich im Besitz eines Zweiges der Grafen Gozmar, die in der Mitte des 11. Jahrhunderts dort eine Burg anlegten und sich ab 1089 Grafen von Reichenbach nannten (siehe auch Stammliste der Grafen von Reichenbach). Die Vorfahren dieses Geschlechts sollen bereits zur Zeit der fränkischen Eroberung des Gebiets, unter Pippin, als Grafen auf der Vorgängerburg eingesetzt worden sein. Die erste gesicherte Beurkundung bezieht sich allerdings auf Graf Gozmar II. von Reichenbach, der von 1117 bis 1139 Hochvogt von Fulda war. Mitglieder der Familie Reichenbach bzw. später Ziegenhain hatten dieses Amt bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts inne.
Die Grafen gründeten im 11. Jahrhundert das Nonnenkloster Reichenbach, das jedoch nicht lange existierte. Auf einem Fürstentag in Nordhausen im August 1207 schenkten Graf Heinrich III. von Reichenbach und die Vertreter aller anderen Zweige des Geschlechts Reichenbach-Ziegenhain-Wegebach die Klosteranlage und den gesamten dazu gehörigen Besitz gemeinsam dem Deutschen Orden, der damit seine erste Niederlassung in Deutschland erwarb.